Sonntag, 22. März 2020

Coronavirus und die heilende Kraft traditioneller chinesischen Medizin: Quero-uzil





Rainer Logos: Wie gehen wir mit dem Coronavirus um, Herr Professor?

 

Walter Bluff: Sie meinen SARS-CoV-2, das neuartige Coronavirus?


Rainer Logos: Was halt gerade die Welt beschäftigt, Herr Professor.

Rainer Logos: Wie Sie sehen, Herr Logos, zuerst sehr lässig und ab 5 nach zwölf radikal.
Aber da ist Mittag schon vorbei.

Walter Logos: Sie meinen, wir reagieren zu spät?

Walter Bluff: Nun, wir hätten deutlich früher reagieren können und wohl auch müssen, wie die Chinesen auf Taiwan es uns vorgemacht haben.

Rainer Logos: Sie meinen die dort sofort eingeleiteten totalen Kontaktbeschränkungen?

Walter Bluff: In der Tat, nachdem Medikamente fehlen. So konnten die Chinesen dort jeden einzelnen Infektionsfall eingrenzen und dann ausgrenzen.

Rainer Logos: Aber wer konnte das am Anfang ahnen, eine Epidemie dieses Ausmaßes?

Walter Bluff: Sie nicht, aber wir Virologen und Seuchenexperten.

Walter Logos: Und warum haben Sie nicht rechtzeitig gewarnt?

Walter Bluff: Haben wir und nicht nur das. Wir haben auch gesagt, was zu tun ist, das steht alles auch in unseren Fachbüchern genauso beschrieben, über die rechtzeitige nicht pharmazeutische Intervention. Die epidemischen Ausbreitungsmodelle einer Infektion sind für alle Infektionsklassen bekannt. In China hatte man recht schnell die hohe Infektionskraft des Virus erkannt, also hätte alles sogleich und überall anlaufen können.

Rainer Logos: Wäre das politisch auch durchsetzbar gewesen?

Walter Bluff: Ich weiß nicht, man hat`s ja gar nicht erst versucht. Und die Folge kennen wir.

Rainer Logos: Wir sind keine Hellseher!

Walter Bluff: Sie nicht, aber Aufgabe meiner Wissenschaft ist es, das zu sein. Denn was ist Wissenschaft in einem wesentlichen Teil denn anderes als vorherzusagen, was wir mit dem bewirken, was wir tun, und hierfür allgemeine Regeln zu finden, um die Voraussagbarkeit zu verbessern. Auch wir können nur beschreiben, was wahrscheinlicher Weise geschehen kann, aber mit unterschiedlichen Graden der Wahrscheinlichkeit. Und bei einem epidemischen Geschehen, das sich schnell (nach dem festgestellten Grad der Kontagiosität oder Infektiosität) zu einem pandemischen entwickeln kann, ist dieser Grad sehr hoch.

Rainer Logos: Auch die Politiker sind keine Hellseher.

Walter Bluff: Nein, aber sie verkaufen sich nahezu ausschließlich als solche dem Wähler. Und dann könnte man schon erwarten, dass sie wenigstens rechtzeitig Rat wegen ihrer sich angemaßten und vorgetäuschten Fähigkeiten bei jenen holen, die die Wahrscheinlichkeiten von relevanten Verläufen besser zu beurteilen vermögen. Auch möchte ich nicht verschweigen, dass es Politiker waren, die eine in fast allen Bundesländer für epidemische Bedrohungen vorhanden gewesene ausgezeichnete Struktur vor knapp 40 Jahren zerschlagen haben, die Landesimpfanstalten, ein Hort epidemischen Wissens. Übrigens gegen den vehementen Rat unser Fachvorgänger…..

Rainer Logos: Den haben die Politiker sich doch sicherlich jetzt geholt. Aber Sie wissen doch, so viele Wissenschaftler, so viele Meinungen…

Walter Bluff: So sehen es in der Tat viele Laien. Aber hier beginnt die erwartete soziale Kompetenz eines Politikers und wer diese nicht besitzt, ist fehl am Platze.

Rainer Logos: Stellen Sie, Herr Professor, es sich nicht allzu leicht vor, all die Menschen aus ihren täglichen Beschäftigungen zu reißen und ihnen zu erklären, jetzt sofort Stopp, es geht nicht weiter?

Walter Bluff: Zweifellos eine schwierige, aber dennoch selbstverständliche Aufgabe eines jeden Politikers, dem Führungsverantwortung obliegt. Mag Sonnenschein noch so schön sein, auch Regen gehört zum Leben und ebenso Sturm und Hagel, dafür muss ein Politiker kein Hellseher sein. Ihn entschuldigt nicht, den Regenschirm vergessen zu haben.

Rainer Logos: Dabei vergessen Sie aber, Herr Professor, dass die Menschen einen freien Willen haben……..

Walter Bluff: Genau das zu wissen, sollte Kernaufgabe eines jeden Politikers sein, und zwar nicht nur wegen der positiven Seite der Freiheit, sondern auch wegen ihrer negativen. Denn jede Freiheit besteht ebenso in der Freiheit, das Verbotene doch zu tun. Auch das ist schließlich Realität. Dass der Raum, in dem sich das alles abspielt, auch beherrschbar bleibt, ist eine Kernaufgabe der politischen Führung. Jetzt muss sie all die Fantasten und Träumer, die diesen folgen, wieder vom Eis ihrer Fantasien herunterholen, auf dem sich bei ausreichendem Wohlbefinden bekanntlich auch noch viele Esel herumtollen. Denn jetzt geht es, wie ja schon häufiger betont wurde, nicht mehr um das gesunde Leben, sondern um das Überleben.

Rainer Logos: Aber dennoch, unsere gegenwärtige Erfahrung zeigt schließlich hinreichend, dass nicht jeder auch belehrbar ist. Denken sie an die jungen Leute, denen es in Scharen scheinbar ganz egal ist, welche Folgen ihre hemmungslose Genusssucht haben kann.

Walter Bluff: Da tun sie den jungen Leuten aber Unrecht. Denn die können gar nicht anders. Seit je hat die Gesellschaft den entwicklungsbedingten Mangel junger Menschen im Alter zwischen Pubertät und etwa 25 Jahren, abstrakt erscheinende Gefährdungslagen für sie persönlich zu erkennen, ausgenutzt. Nur so ist zu verstehen, dass sich diese Altersgruppe junger Männer über viele hundert Jahre wie Rinder auf die Schlachtbank zum Tode in kriegerische Schlachten haben führen lassen. Waren sie erst einmal in der zweiten Hälfte ihrer zwanziger Jahre, dann waren sie nur noch auf der Seite der sie Führenden zu gebrauchen, weil nunmehr der Selbsterhaltungstrieb von der Vernunft vereinnahmt wurde. Den gleichaltrigen Mädchen und jungen Frauen erging es übrigens nicht anders. Nur wurden sie auf ihre Gebärfunktion und als Objekt sexueller männlicher Bedürfnisse reduziert und in dieser Bestimmung hierzu instrumentalisiert. Diese entwicklungsbedingte Verminderung rationaler Einsichts- und Handlungsfähigkeit haben wir in unseren zunehmend sozialhedonistisch ausgerichteten modernen Gesellschaften bei unseren Kindern zu einem krassen individuellen Hedonismus verkommen lassen. Jetzt in der Krise hierüber verwundert zu sein, grenzt an Pharisäertum.

Rainer Logos: Und wir haben wirklich den Zeitpunkt bereits verpasst, das Übel zu bekämpfen?

Walter Bluff: Nein nicht dies, aber der Preis dafür wird ganz erheblich steigen.

Rainer Logo: Nun, mit Geld wird ja zur Bekämpfung scheinbar unbegrenzt um sich geworfen.

Walter Bluff: Natürlich, die ökonomischen Schäden sind unüberschaubar. Aber ich meine zuerst einmal die Kosten an menschlichem Elend in Form von Krankheit und Tod. Solange wir keine Medikamente haben, vor allem keinen Impfstoff, können wir nur die Augen schließen und uns durchkämpfen, bis der Herdenschutz in Form einer ausreichenden Immunisierung der Gruppe erreicht ist, bis sich also genügend infiziert haben, um diesen Status zu erlangen, also bei mehr als 60 % der Mitglieder der Herde.

Rainer Logos: Aber die Chinesen haben doch auch offenbar, wenn man den von ihnen gemachten Angaben Glauben schenken darf, einen Stillstand der Welle erreicht, ohne dass sich bereits so viele Menschen infiziert haben.

Walter Bluff: Ja, lieber Herr Logos, da haben Sie fast vollkommen Recht, nur nicht mit Ihren Zweifeln an der Wahrhaftigkeit der Chinesen. Denn wir haben überhaupt keine andere Wahl, als ihren Angaben zu glauben. Da gibt es ansonsten nichts anderes als unsere freie Fantasie. Die Toten aber entstammen der Realität. Und der einzige Weg, den wir bislang kennen, ist der chinesische.

Rainer Logos: Meinen Sie das politisch oder medizinisch, Herr Professor.

Walter Bluff: Beides.

Rainer Logos: Wie das?

Walter Bluff: Politisch läuft es für die Chinesen auf den Beweis hinaus, dass sie für ihre Methoden der nicht pharmazeutischen Intervention möglicherweise über die geeignetere Gesellschaftsform verfügen.

Rainer Logos: Liegt es wirklich an einer Überlegenheit eines autoritären Systems.

Walter Bluff: Man muss fast annehmen ja. Nun, Zwang müssen unsere Demokratien mit ihren Maßnahmen, zu denen sie sich viel zu spät durchgerungen haben, ebenso ausüben, aber, wie zu befürchten ist, mit wesentlich weniger Erfolg. Es wird uns dabei klar vor Augen geführt, wie die Effizienz durch unsere demokratischen Prozesse leidet.

Rainer Logos: Wir können doch unsere demokratischen Werte nicht verraten, ja aufgeben, um, um….

Walter Bluff: Leben zu retten? Das sehen vermutlich viele Tote, wenn sie denn reden könnten, wohl anders.

Rainer Logos: Aber gibt es denn keinen anderen Weg?

Walter Bluff: Bislang sehe ich keinen anderen. Sollten wir eine Lösung der pharmazeutischen Intervention finden, dann muss uns dennoch klar sein, dass wir immer wieder in diese Lage kommen können. Wenn halt wieder ein Virus aus dem Tierreich oft von naturschützerisch besonders verzärtelten Arten wie die virusträchtigen Fledermäuse auf einen Menschen überspringt. Dann stünden wir von neuem vor der Frage, ob der unseren demokratischen Systemen eigene Mangel an Effizienz der erforderlichen Maßnahmen die sie vermittelnde Freiheit wirklich wert ist.

Rainer Logos: Gibt es da keinen Mittelweg oder könnten wir uns mit den Chinesen nicht arrangieren? Schließlich haben sie bei ihrer Entwicklung etwa von unserem technischen Knowhowvorsprung  auch profitiert.

Walter Bluff: Tja, das versuchen wir ja jetzt. Schauen Sie, es sind keine europäischen und auch keine amerikanischen Flugzeuge, die die große Hilfe nach Italien oder Serbien bringen, sondern chinesische mit Material und corona-erfahrenen Ärzten.

Rainer Logos: Und der chinesische medizinische Weg?

Walter Bluff: Nun darüber wird in der Öffentlichkeit überhaupt noch nicht gesprochen, mit Ausnahme der Erwähnung der chinesischen Ärzte, die deren Hilfslieferungen nach Italien und anderswo begleiten. Die vielen TCM-Mediziner, die mittlerweile auch bei uns die medizinische Versorgung ergänzen, sollten das doch eigentlich nahelegen.

Rainer Logos: Wie meinen Sie das Herr Professor?

Walter Bluff: Dass die chinesische Medizin einen ganz anderen Ansatz als unsere westliche Medizin benutzt, ist ja hinreichend bekannt. Aber inwieweit beruht der Erfolg, die Coronavirus-Epidemie in China gestoppt zu haben, auch hierauf? Wir sprechen mangels unserer medizinischen Möglichkeiten bei uns nicht ohne Grund von nicht pharmazeutischen Interventionen, also nach unserem Verständnis von einem Verzicht auf die nach unserem allgemeinen Medizinverständnis hier nicht zur Verfügung stehenden Heilmittel. Aber haben die Chinesen auch auf die ihnen nach ihrem Medizinverständnis zur Verfügung stehenden Heilmittel verzichtet? Oder haben diese zu dem Erfolg der autoritär durchgesetzten sozialen Boykottmassnahmen beigetragen, die Epidemie zu beruhigen? Immerhin liegt die chinesische Todesrate deutlich unter der in Europa erwarteten und das zu den jeweils durchaus vergleichbaren Zeitabschnitten der epidemischen Entwicklung.

Rainer Logos: Wollen Sie damit sagen, dass den Chinesen besondere Heilmethoden ihrer traditionellen Medizin geholfen haben?

Walter Bluff: In der Tat…

Rainer Logos: Die sie uns verschweigen?

Walter Bluff: Nicht eigentlich verschweigen, sondern die wir von unserem medizinischem Verständnis her gar nicht begreifen. Sehen Sie, der Ansatzpunkt der traditionellen chinesischen Medizin beruht auf der Vorstellung energetischer Wirkungen, die das Zusammenspiel der das Leben erzeugenden Kräfte steuern, und nicht der des Verabreichens pharmazeutischer Substanzen.

Rainer Logos: Sind das denn nicht nur unterschiedliche Ansatzpunkte, die aber beide darauf hinauslaufen, dass man auf den eine Erkrankung verursachenden Prozess einwirkt, um den Organismus wieder auf Spur zu bringen?

Walter Bluff: Da geschieht mehr. Das zeigen auch die in unserem System etwa durch die Entdeckung der Epigenetik ausgelösten Selbstzweifel, den Heilungsprozess auf biochemische Prozesse zu reduzieren.

Rainer Logos: Sie meinen die in Folge der Entschlüsselung des menschlichen Genoms erkannte Bedeutung epigenetischer Prozesse, die Gene selbst wie eine Software zu steuern?

Walter Bluff: Ja, in der Tat, und auch die hierbei erkannte Eigenschaft der Epigenetik, aktuelle Einflüsse jeder Art aufzunehmen und bei der Steuerung zu berücksichtigen. Das bringt uns doch ein deutliches Stück näher zum chinesischen Verständnis ihrer Medizin.

Rainer Logos: Sind das nicht nur Methodenstreite?

Walter Bluff: Keineswegs. Die Vorstellung einer mit ihrem Fluss alles regelnden Energie hat eine Entsprechung in unserer abendländischen naturphilosophischen Vorstellung von einer allgemeinen Lebenskraft. Dazu muss man nur die physikalische Definition einer Kraft als gerichtete Energie bedenken. Die in der traditionellen chinesischen Medizin essenziellen Energieflüsse im Einzelnen können so als nichts anderes als sich durch ihre Richtung definierende Kräfte verstanden werden. Unser neues Verständnis in der westlichen Medizin, wie heilende Wirkungen epigenetisch verursacht werden, indem etwa die Abschaltung oder Zuschaltung von Genen gesteuert wird, aber sind ebenso als Kräfte zu deuten, die ihre Richtung durch eine allgemeinen informatorische Einwirkung erhalten. Beides kann man mit der Annahme einer allgemeinen Lebenskraft deuten, als eine -notwendig als allgemein gedachte- Energie, der die Richtung zur Kraft gegeben ist, lebenserzeugende Prozesse zu bewirken.

Rainer Logos: Und wie soll uns das gegen das Coronavirus helfen?

Walter Bluff: Sehr viel, allein schon um die Möglichkeiten der nicht pharmazeutischen Intervention, wenn wir sie westlich denken, zu erweitern. Denn ein Kennzeichen traditioneller chinesischer Medizin ist es gerade, ich erinnere nur an Akupunktur, nicht mit Medikamenten auf die Heilungskräfte einzuwirken.

Rainer Logos: Und Sie glauben, das hat den Chinesen bei der Bekämpfung des Coronavirus geholfen?

Walter Bluff: In der Tat. In unserem Institut haben wir ein paar Kollegen, die sich schon seit längerem mit den Methoden der verschiedenen chinesischen Medizinschulen beschäftigen. Deswegen haben sie gute Kontakte zu Fachleuten in China, wie ihnen aber auch wissenschaftliche Quellen im chinesischen Internet zur Verfügung stehen. Nach ihren Informationen spielten bei der Bekämpfung der durch den Coronavirus ausgelösten Covid-19 Erkrankung der Lunge besonders die Atemübung nach Qigong, eine der fünf Säulen der traditionellen chinesischen Medizin, eine bedeutende Rolle.

Rainer Logos: Wo setzt man die Nadeln beim Qigong, damit sie helfen sollen?

Walter Bluff: Nein, nein, keine Nadeln, das ist Akupunktur. Qigong ist Bewegungs-, Meditations- und Atemtherapie, die den Körper und vor allem die Lungen stärkt und diese auch bei Erkrankungen funktionstüchtig erhält - und das ist entscheidend, denn es bedeutet Atmen.

Rainer Logos: Das heißt, sie rettet Leben?

Walter Bluff: Davon müssen wir ausgehen.

Rainer Logos: Im welchen Umfang?

Walter Bluff: Wie es scheint, die Datenlage ist angesichts der Umstände und der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeiträume eingeschränkt, in signifikanter und beachtlicher Weise.

Rainer Logos: Wie geschieht das?

Walter Buff: Durch Training der Lunge. Qigong begreift das Atmen als einen Prozess zur Durchflutung mit der Lebensenergie. Daher steht im Vordergrund die Übung, das Atmen immer wieder zu befreien. Da Qigong auch eine Meditationsübung darstellt, verlangt es beim Atmen die weitgehendste Konzentration auf den Atmungsvorgang mit der Vorstellung bei Beginn des Einatmens, dem ersten Einsaugen von Luft, möglichst von einer besonders konzentrierten Form der uns umflutenden Energie Kraft aufzunehmen. Diese Energiefelder weisen verschiedene Zustände unterschiedlicher Dichte auf und der Atemvorgang wird umso effektiver je dichter das Energiefeld, aus dem er seine Kraft gewinnt, ist.

Rainer Logos: Wie erkennt man diesen Schwerpunkt?

Walter Bluff: Dadurch dass die Schwere zum Mittelpunkt hin zunimmt, an einer kreis- oder auch manchmal eiförmigen Zusammenballung, in die man sich bemüht hinein, nein genauer heraus zu atmen. Gelingt das, dann löst sich das Gefühl der Beklemmung der Atmung und man wiederholt den Vorgang, um zu einem Rhythmus zu finden. Gelingt auch dies, dann beginnt das verdichtete Energiefeld in einer Resonanz zu schwingen, die als ein mental wahrnehmbares Geräusch wie nach einer viergliedrigen Vokalfolge ähnlich wie e-o-u-zil zu vernehmen ist,  wobei das „o“, wie in manchen südländischen Sprachen üblich, mehr zu einem „u“ hin tendiert.

Rainer Logos: Und das befreit die Atmung von dem sie hindernden Zwang?

Walter Bluff: Mit ziemlicher Sicherheit, stärkt dabei auch die Lunge und löst offenbar einen Prozess aus, der es dem Gewebe ermöglicht, durch bessere Durchblutung die körpereigenen Reparationsmechanismen zu aktivieren.

Rainer Logos: Und wenn es nicht gelingt, die Energie erklingen zu lassen?

Walter Bluff: Dann hilft es, das Energiefeld als Resonanzkörper dadurch zu suchen, dass man beim Ausatmen kurz vor dem Einatmen beginnt -wiederum mental- die Vokalfolge  selbst auszusprechen - etwa als quero-uzil und dabei den Bestandteil „uzil“ beim Versuch eines möglichst tiefen Einatmens mental zu sprechen. Das „qu“ ist wiederum südländisch wie das deutsche „k“ zu sprechen und das „z“ wie ein scharfes „s“. Die energetische Resonanz wird sich recht bald einstellen.

Rainer Logos: Das heilt?

Walter Bluff: Wie es scheint ja. Auf jeden Fall aber schützt es und stärkt die Lunge gegen die Folgen eines Virenbefalls, wie die traditionelle chinesische Medizin ohnehin mehr der Gesundheit als der Krankheit dient.

Reiner Logos: Dann übernehmen wir doch lieber diese Erkenntnis aus der chinesischen Medizin statt deren autoritäre Gesellschaftsform. Vielen Dank Herr Professor.

Donnerstag, 29. Dezember 2016

Wildpinkler und Penisneid

Manneken Pis, Brüssel,
Wiki Commons/Mirabella CC BY-SA3.0


Prof. Egon Willich ist Leiter des in Potsdam siedelnden universitären Instituts für soziologische Psychoanalyse. Er gilt weltweit als Fachmann für die postmoderne Freudforschung, als Anhänger dessen Lehren er sich nie verborgen hält.

RL: Herr Prof. Willich Sie sind einer der engagiertesten Freudanhänger der Gegenwart und dafür weit über die Grenzen des deutschen Sprachraums berühmt…

Willich: Das ist zu viel der Ehre, wenn ich Sie unterbrechen darf, wo kann ich meine Aktentasche abstellen?

RL: In der Garderobe.

Willich: Nein, das ist mir zu weit, ich führe einige Belege in ihr mit, ich benötige sie daher stets in meiner Nähe.

RL: Neben ihrem Sessel würde sie wohl auch niemanden stören.

Willich: Danke. Also in der Tat bekenne ich mich zu Siegmund Freud und seinen Lehren und ich bin überzeugt, dass gerade die gegenwärtigen enormen neurobiologischen Fortschritte seine Kritiker – ja eigentlich möchte ich sie mit einem Modewort belegen: postfaktischen Kritiker - eines Besseren belehren werden. Wissen Sie, Freud konnte den Menschen ja noch nicht ins Gehirn schauen und alles gewissermaßen nur von außen her, der Erscheinung nach notifizieren. Aber ohne seine Einsichten würden wir die Wege, die sich uns heute hier offenbaren, niemals verstehen können.

RL: Nun, gerühmt wurde und wird er nach wie vor, aber es gab und gibt da auch heftige Gegenreaktionen…

Willich: Selbstredend, wie sollte es auch anders sein. Was Freud uns verstehen ließ, liegt zu nahe am Leben und greift zu unmittelbar in vieler Menschen Selbstverständnis ein…

RL: Wie etwa das der Feministinnen?

Willich: Das musste natürlich so kommen. Sie denken an seine Vorstellung vom Penisneid der Frauen, eine Provokation für unsere modernen Feministinnen. Das meinte ich gerade mit postfaktisch, also in der Bedeutung sich den Tatsachen zu widersetzen.

RL: Können Sie uns ein wenig seine Theorie erklären.

Willich: Gerne, sehr gerne. Also der leibliche Unterschied zwischen Mann und Weib kann hier nun kaum geleugnet werden. Aber schon die Annahme, dass solche Unterschiede Implikationen mit sich führen, übersteigt die Wahrnehmungsfähigkeit mancher Kritiker oder muss ich KritikerInnen sagen? Freud beschrieb nun, dass kleine Mädchen schon im Alter zwischen drei und fünf Jahren diesen Unterschied bemerken und ein solches Glied an sich vermissen. Sie erfahren diesen Umstand als einen Mangel, der sich auch in einer besonderen Beziehung zu ihrem Vater, dem es an diesem Teil gerade nicht mangelt, niederschlägt. Sie fühlen sich der männlichen species gegenüber unterlegen, als seien sie kastriert, was in ihnen ein starkes Neidgefühl erregt, mithin den Penisneid. Dieser beeinflusst fürderhin ihr Verhältnis zum anderen Geschlecht, vielleicht weniger im Einzelnen, aber umso mehr jedoch, wenn es ums Allgemeine geht.

RL: Dazu gibt es aber viele gegensätzliche Meinungen, auch manche Vorwürfe gegen Freud.

Willich: Ja, ja , in der Tat. Man hielt ihm vor, ein Propagandist des Patriarchats zu sein, manche milderten den Vorhalt auch ab, er könne sich der Indoktrinierung durch eine patriarchale Gesellschaft schwerlich entziehen. Weibliche Psychologen oder muss ich von weiblichen PsychologInnen sprechen, stilistisch ein Hendiadyoin, also, wie dem auch sei, sie konterten mit dem Gebärneid des Mannes, manche auch mit einem Stillneid. Nun gibt es durchaus Kulturtheorien, die die Wandlung einer matrilinearen Gesellschaft zu einer patriarchalen durchaus mit der Erkenntnis der eigenen männlichen Zeugungsfähigkeit in Verbindung bringen, aber das sind gesellschaftliche und kulturelle Erwägungen, die zumindest in der unmittelbaren Wahrnehmung im Rahmen einer frühkindlichen Entwicklung noch keine Wirkung zu erzeugen vermögen. Jedenfalls war und blieb seitdem die Theorie über den Penisneid ein rotes Tuch für viele Feministinnen.

RL: Und hat sie sich bewahrweitet oder auch nur bewährt?

Willich: Psychologische Theorien, zumal von soziologischer Wirkungsmacht, können sich natürlich nicht wie naturwissenschaftliche Annahmen bewahrheiten. Aber hier wie dort bemühen wir uns heute ja auch zunehmend nur, den Wirkungsgrad von Theorien auf ihre Hilfe, Zusammenhänge wenigstens zu verstehen, zurückzuführen. Und da mehren sich nun gerade im Verhalten der Menschen, wie etwa im Zusammenhang mit feministischen Forderungen, im soziologischen Bereich Beispiele, die eigentlich nur unter Zuhilfenahme dieser Theorie des alten Freuds wieder einmal in ihrer kulturellen und gesellschaftlichen Dominanz gedeutet werden können. Hinzutritt natürlich auch, dass unsere gegenwärtige Gesellschaft gerade auf solchem Felde Deutungsmacht den feministisch besonders aktiven Kreisen recht bedingungslos überlassen hat, bis hin zu politischen Generalvollmachten in Gesetzen, die von ahnungslosen Abgeordneten verabschiedet wurden.

RL: Sie meinen den Geschlechterkampf?

Willich: Im Ergebnis schon, aber im Einzelnen wird dies verdeckt durch scheinbar harmlose zivilisatorische oder auch hemmungslose Verallgemeinerung von Missständen in bestimmten, eigentlich abgrenzbaren Bereichen.

RL: Das müssen Sie uns näher erläutern.

Willich: Ja, nehmen sie zum Beispiel das gesellschaftsdogmatisch sicherlich recht harmlos erscheinende Problem des sogenannten Wildpinkelns. Damit ist das von Männern seit je gepflogene Entleeren ihrer Blase in stehender Haltung im Freien gemeint. Die männliche körperliche Konstitution bevorzugt sie hier natürlich ungemein den Frauen gegenüber. Ohne seine Körperhaltung auffallend verändern zu müssen, bedarf es nur der Öffnung des hierfür besonders vorgesehenen Schlitzes der  Hose eines Mannes - bekanntlich seither auch ein modisches Accessoire zur Unterscheidung von Männer- zu Damenhosen, seitdem man auch den Frauen die Verwendung von solchen Beinkleidern erlaubt hatte. Sein zum Entleeren bereites Glied kann ein Mann sogar geschickt mit der Hand verdecken, so dass man zwar der eingenommenen Haltung insgesamt die Handlung zu entnehmen vermag, aber ohne sich etwa dabei entblößen zu müssen -natürlich eine Hemmschwelle für jede weibliche Wildpinkelei, mit der zudem auch ein tiefes Abtauchen in eine Hocke, eine durchaus auch als unterwürfig zu deutende Haltung, ganz knapp über den Boden ausgeführt, verbunden wäre. Vereinfacht gesagt: während die männliche Entleerung selbst in der Öffentlichkeit leicht, oft sogar ganz unauffällig erfolgen kann, stößt das weibliche Pendant der Handlung zumeist auf unüberwindbare Hindernisse. Das setzt sich selbst auf den für die Entleerung vorgesehenen Orten fort. Hier stellt es ja ein alt bekanntes Problem häuslicher Hygiene dar, dass die Männer zum Pinkeln nur ihren Hosenschlitz öffnen, um stehend ihr Wasser abzulassen, ein Vorgang der bereits nach physikalischen Grundsätzen nie ohne unkontrollierbare side effects zielgenau zu bewirken ist. Und denken sie dann noch an die Bevorzugung der männlichen Entleerung selbst beim Gebrauch öffentlicher Toiletten. Während sich, natürlich baulich durch eine weitaus geringere Raumbeanspruchung begünstigt, in kurzer Zeit auch eine größere Anzahl der Männer dort entleeren kann, stehen die Frauen in oft langen Schlangen wartend vor den wenigen WC-Abteilen bis in den für alle Geschlechter zugänglichen Bereich hineinreichend und sind dort nicht selten den mitleidvollen Blicken der wieder rasch aus dem Pissoir zurückkehrenden Männern ausgesetzt, von deren oft wenig verständnisvollen Bemerkungen ganz zu schweigen.

RL: Diese erleichterte Fähigkeit zum Entleeren der männlichen Blase hat natürlich auch andere unangenehmen Folgen. Die Männer entleeren sich überall, in jedem Winkel. Der Gestank legt hinreichend Zeugnis. In dem einst beschaulichen Freiburg in Breisgau wurden dieser Tage nicht nur zwei Frauen missbraucht und ermordet, sondern auch ein Wildpinkler beim Urinieren in einer Telefonzelle nahe dem altehrwürdigen Münster von zwei Männern erschlagen.

Willich: Natürlich führen wie stets im Leben erleichterte Bedingungen sehr rasch zum vermehrten Missbrauch. Damit wird dieser Gebrauch im Übrigen und als solcher aber nicht ebenso missbräuchlich. Nur weil man im Stehen rasch ganz einfach überall sein Wasser lassen kann, auch an den unerwünschtesten Stellen, diskriminiert dies nicht eine jede dieser Handlungen und dass, sich im Stehen zu entleeren, von vorneherein gewissermaßen schon der Natur nach mit der Gefahr verbunden wäre, dies rücksichtslos an jedem denkbaren Ort zu erledigen, wird von mancher Seite recht polemisch zwar behauptet, aber ist ein Argument, mit dem man jede Freiheit zugleich verbieten könnte, denn Freiheit lebt natürlich davon, ihre Grenze auch überschreiten zu können. Ihr ethischer Inhalt ist es gerade, bestimmte Dinge, obwohl man es könnte, nicht zu tun. Wenn aber ein solches Totschlagsargument angeführt wird, führen deren Apologeten regelmäßig ganz anderes im Sinn. Lee Kuan Yew, der langjährige erste Premierministers und gewissermaßen der Gründer des modernen Singapurs berichtete im hohen Alter über die Schwierigkeiten, die er hatte, es den Männern abzugewöhnen, in den Kabinen der Aufzüge der immer höher werdenden Gebäude zu urinieren. Denn die meisten seiner Bürger kamen aus einfachen ländlichen Verhältnissen, wo man es gewohnt war, seine Notdurft gerade dort zu verrichten, wo man sich unbeobachtet wähnte. Diese Voraussetzung erfüllten natürlich Lifte stets dann, wenn sie nur von jemandem allein benutzt wurden. Es bedurfte über viele Jahre einer sehr harten Hand, mit drakonischen Strafen, diese Art des Wildpinkelns erfolgreich zu bekämpfen. Niemand wäre dabei aber auf die Idee gekommen, allein in der Möglichkeit, sich im Stehen zu entleeren, den Grund allen üblen Gestanks in den Aufzugskabinen zu finden. Das aber, und hierin besteht der wesentliche Unterschied zu bloßen ordnungspolitischen Maßnahmen, wollen diejenigen, die nunmehr über den Vorwand, die unappetitlichen Auswirkungen des wilden Pinkelns zu beschränken, das Übel gewissermaßen an der Wurzel, das ist der im Stehen freigelegte Penis, auszurotten und im Übrigen die Männer, wenn nicht in die Hocke, dann wenigstens auf die Knie zu zwingen.

RL: Sie meinen, die Verbote des Wildpinkelns zielen weniger auf die Vermeidung der Verschmutzung als auf die mit der Entleerung im Stehen verbundenen möglicherweise auch im Sinne eines Patriarchalismus zu deutenden Geste?

Willich: Natürlich wollen etwa die Ordnungsämter der Städte, die Geldbußen für freies Urinieren in öffentlichen Einrichtungen verhängen, nur die Verschmutzung in Gebäuden und Anlagen ahnden, und mehr noch Anreize schaffen, sich hinreichend bis zur nächsten Toilette zu beherrschen. Dieses Motiv wird aber der zunehmenden Problematisierung dieses Themas nicht mehr gerecht. Denn der Kreis rechtlicher Regeln, die sich mit diesem Phänomen befassen, weitet sich immer weiter aus, von der Erregung öffentlichen Ärgernisses bis hin zu den Tatbeständen des Sexualstrafrechts, wie das Verbot der zur geschlechtlichen Erregung erfolgenden Zurschaustellung männlicher Geschlechtsorgane, also eines exhibitionistischen Verhaltens. Die Vehemenz, mit der in bestimmten Kreisen über Formen des freien oder auch wilden Pinkels diskutiert wird, belehrt uns eines sehr viel Weiteren; hier kündigt sich ein neuer Kulturkampf mit feministischen Zielsetzungen an.

RL: Das ist starker Tobak.

Willich: Mag so scheinen, ist es aber nicht. Denn man kann diesen Angriff auf die männliche Sonderstellung im Hinblick auf den von der Evolution ermöglichten vereinfachten Zugang zu seinem Geschlechtsglied in vielen Lebenslagen durchaus in einem weitaus allgemeineren Zusammenhang stellen.

PL: In welchem?

Willich: Bleiben wir noch beim Entleeren der Blase. Selbst im privaten Bereich finden sich überall Bemühungen, die Männer gewissermaßen in die Knie zu zwingen, indem man ihnen ein schlechtes Gewissen bereitet, man kann das heute auch mit unkorrektem Verhalten umschreiben, wenn sie sich nicht genauso wie Frauen in sitzender Weise entleeren – dem können sie nur dadurch entgehen, dass sie sich wirklich vor die Kloschüssel hinknien und die Schüssel wie ein Urinal benutzen, mithin eine Haltung ähnlich demütig einnehmen wie Frauen bei einem Versuch des Wildpinkelns ihrerseits in der Hocke. Und mehr noch: mittels der Vorstellung von einem Genderklo will man den Männern ihre Pissoirs gänzlich abgewöhnen, nunmehr haben sie sich wie Frauen gemeinsam in die Reihe zu stellen, um auf eine frei werdende Kabine zu warten. Die Schweden sind gerade dabei, dies auch den Männern aufzuerlegen.

RL: Nun über das Genderklo wird ja doch aus anderen Gründen diskutiert, etwa um geschlechtsneutrale oder umgewandelte Personen nicht zu diskriminieren.

Willich: Genau das meinte ich mit der Problemverschiebung, ein Problem wird herausgegriffen, um etwas ganz anderes zu bewirken. Die Frage der Genderdiskriminierung auf öffentlichen Toiletten betrifft eine Gruppe von Personen, die sich im winzigen Promillebereich der möglichen Nutzer bewegt – die aber angeführt wird, um den Männern endlich ihre atavistische Art des Urinierens auszutreiben. Ja mehr noch, nunmehr haben die Genderaktivisten gar die Forderung erhoben, den Schlitz in den Männerhosen zu verbieten, sie sehen hierin eine Diskriminierung der Frauen, denen grundsätzlich nur Hosen mit verschlossenem Zugang im Schritt angeboten werden.

RL: Ist das nicht nur eine Frage eines modischen Accessoires?

Willich: Sollte man meinen, aber hören Sie sich nur einmal die Argumente an. Der Schlitz im Schritt der Hose sei stets ein Merkmal männlicher Vorherrschaft und Beherrschung gewesen. Zu der Zeit, als den Frauen solche Beinkleider zu tragen noch verwehrt war, besaßen manche von ihnen lange Unterhosen mit einer Öffnung mittig im Schritt, die in manchen Regionen auch Schnellpisser genannt wurden. Das sei aber nicht der einzige Grund hierfür gewesen. Denn er spiegelte den Männern die Macht vor, jederzeit über das Geschlecht der Frauen auch verfügen zu können – was auszuüben ihnen wiederum der rasche Griff zur Öffnung des Schlitzes der eigenen Hose ungemein erleichtert habe.

RL: Das scheint nun wirklich weit hergeholt zu sein….

Willich: Natürlich nur dann, wenn man das Argument als wirklich ernst gemeint betrachten würde, aber tatsächlich geht es nicht um den sexuellen Missbrauch, sondern schlicht darum, den Mann in seinem freieren Zugang zu seinem Geschlechtsteil zu beschränken. Ja, betrachten Sie doch einmal die Diskussion zur Prostitution. Frauen, die ihren Körper gegen Geld verkaufen, hat es jedenfalls unter dem Patriarchat schon immer gegeben. Dies galt als unvermeidbar, um den weitaus unbändigeren Trieb des Mannes, seine Spermien in Verfolgung der Evolution zu verteilen - gemessen an dem deutlich geringeren Bedarf der Frauen, ihre um  Dimensionen kleinere  Anzahl an Eiern zu befruchten - beherrschbar zu machen. Manche gingen sogar soweit, in der Prostitution eine Einrichtung zum Schutz der Monogamie zu sehen, hierzu gibt es bekanntlich Aussagen namhafter Kirchengelehrter wie den heiligen Thomas von Aquin. Wir haben es heute, nicht ganz ohne Mitschuld von blauäugigen Liberalisierungen auch unter Beteiligung feministischer Kreise, mit weitverbreiteten Missständen auf dem Feld der Prostitution zu tun, deren schlimmste Form die Zwangsprostitution und der einhergehende Menschenhandel ist. Was sind die Gegenreaktionen? Eine Kriminalisierung aller Männer, die Frauen aufsuchen, die sich ihnen gegen Entgelt hingeben. Da ändert nichts daran, dass sich ganze Scharen von Frauen offen dazu bekennen, sich freiwillig ohne Zwang dazu bereitzufinden, wie eben schon seit Menschengedenken üblich. Das Problem der Zwangsprostitution wird also verwandt, um der Prostitution gänzlich den Garaus zu machen. Das zielt natürlich wiederum auf den Teil, der im besonderen Maße kraft seiner evolutionären genetischen Veranlagung hierauf angewiesen ist, das sind die Männer mit ihrem recht einfach verwendbaren Gliedern und ihrer genetischen Determination. Nebenbei stärkt eine Einschränkung der Prostitution erheblich die Macht der Frauen über die Männer, deren Anforderungen an die Eigenschaften der zum Verkehr bereiten Geschlechtspartner damit natürlich sinken, wie auch deren (nicht unbedingt pekuniär verhandelten) Preise dafür entsprechend steigen. Kulturhistorisch war die Prostitution schon immer vielen Frauen ein Dorn im Auge, weil sie es den Männern erlaubte, sich aus ihrer triebhaften Abhängigkeit von bestimmten Personen zu befreien.

RL: Simplifizieren Sie hier nicht doch die Beziehungen der Geschlechter zueinander zu stark, Herr Professor?

Willich: Keineswegs, schauen Sie (greift zur Aktentasche), ja, hier, eine brandneue soziologische Studien über Genderverhalten: während 46 % der befragten verheirateten oder seit mehr als einem Jahr in einer festen Partnerschaft lebenden Frauen davon überzeugt sind, dass ihre Männer sexuell auf sie angewiesen sind, sind nur 8 % der Männer der gleichen Meinung in Bezug auf ihre Partnerinnen. Da kann es doch kaum noch eine Frage sein, wessen Stellung durch eine generelle Kriminalisierung der Prostitution gestärkt werden würde. Die gesamte Genderdiskussion, von der Prostitution, über das Genderklo bis zur Wildpinkelei, zielt doch eindeutig auf eins: auf den Penis und seine naturgegebene freiere Verwendbarkeit. Manchmal kann ich mich bei manchen Vorschlägen nicht des Eindrucks erwehren: die beste Lösung wäre wohl, ihn einfach abzuschneiden, also die Kastration.

RL: Welche Bedeutung soll denn dann noch dem Penisneid zukommen?

Willich: Freud konstatierte selbst schon bei vielen Frauen das Minderwertigkeitsgefühl, verglichen mit den Männern kastriert zu sein. Nichts liegt näher, als den Spieß einfach herumzudrehen. Das erleben wir in diesen modernen Genderbewegungen, sie sind geradezu der Beweis von Freuds Postulat vom Penisneid. Schauen Sie sich doch diese lächerlichen genderbedingten Sprachdiskussionen um die Bildung eines genderkorrekten Plurals an. Ja was prangt Ihnen da in dem großgeschriebenen I entgegen, um zur genderkorrekten Mehrzahl überzuleiten? Ein stilisierter Phallus, wie ein Malzeichen, das der Schmach vermeintlicher Herrschaft des Penis den Männern überall entgegentritt, sobald sie sich aus ihrer Singularität hinausbegeben. Das ist mehr als bloße Symbolik, das ist Herrschaftsgebaren. Dabei übergehen die FeministInnen (darin beziehe ich die ihr Lied verbreitenden Männer ebenso mit ein, was Sie bitte durch eben dieses großgeschriebene I dokumentieren möchten) die schlichte Tatsache, dass der weibliche bestimmte Artikel „die“ schon aus früheren Zeiten matrilinearer Herrschaft herrührend den Plural feminisiert hatte, damals aus der Erfahrung heraus, dass allein ein Weib aus eins zwei und auch mehr machen zu können schien. Sie sehen, auch Freuds Theorie vom Penisneid wird am schlüssigsten von ihren Gegnern selbst bestätigt, wie im richtigen Leben, denn Dinge, die man benennt, haben es nötig.

RL: Wir danken Ihnen, Herr Professor, für dieses Gespräch und wünschen Ihnen und Ihren Kolleg*innen weiterhin Erfolg bei Ihrer Arbeit. 

Sonntag, 4. September 2016

Datenschutz - Placebo für Habenichtse

Prof Dr. Iwan Raskolnjew steht dem wissenschaftlichen Institut SST Sicherheit System Theorie in Edinburgh, Schottland vor und hat zusammen mit seinen Mitarbeitern eine Studie zur Relevanz von Datensicherheit herausgebracht, die zu dem nicht nur viel beachteten, sondern auch besonders in Europa heftig attackierten Ergebnis kommt, dass weite Bereiche vor allem europäischer Sicherheitspolitik, wie sie sich in vielen Gesetzen und Einrichtungen zum Datenschutz niederschlägt, in ihrer Bedeutung weitgehend irrelevant seien und sich allenfalls als Placebo für Habenichtse, so lautet einer seiner provokanten Thesen, rechtfertigen ließen.

RL:         Herr Professor Raskolnjew mit Ihrer neuesten Untersuchung haben Sie sehr viel Staub aufgewirbelt und Ihnen wird vorgeworfen, die Würde der einfachen Menschen durch den Dreck zu ziehen, wenn Ihre Studie deren Belange zur Sicherheit ihrer persönlichen Daten in Abrede stellt und die Maßnahmen zu deren Sicherung gar als soziales Placebo zur Verniedlichung ihrer Bedeutungslosigkeit anprangert.

Prof. Raskolnjew:           Ich bin Wissenschaftler und allein der Wissenschaft verpflichtet, nicht aber den Leuten, über die wir forschen, auch wenn sie vielleicht unsere Arbeit über ihre Steuern, wenn sie solche überhaupt zahlen, mitfinanzieren. Meinen Eid habe ich darauf geleistet, ihnen trotzdem die Wahrheit zu sagen. Und dieser Schwindel, dass sie alle zu vermeintlichen Daten-Milliardären gemacht werden, gehört nun einmal aufgeklärt.

RL:         Aber sieht es nicht danach aus, wenn sie die Belange des kleinen Mannes aus dem Datenschutz herausnehmen wollen, dass dieser wieder einmal die ganze Rechnung zahlen soll.
Prof. Raskolnjew:           Tja, das sind die populären, man kann eigentlich genauso gut sagen, die wirklich populistischen Schlagworte, um etwas, was es nicht gibt, als vorhanden hinzustellen. Den vielgerühmten kleinen Mann, der zumeist die Lasten tragen soll, den gibt es jedenfalls in unseren europäischen sozialen Gesellschaften schon lange nicht mehr. Der kleine Mann, also diejenigen Bürger, die, wenn wir es weit fassen, der einen Hälfte der Gesellschaft angehören, der zahlt doch überhaupt keine Steuer und von seinen sonstigen Lasten wird ihm statistisch weit mehr als Hälfte seines Aufwandes aus den Mitteln, den die andere Hälfte der Gesellschaft erwirtschaftet wiederum in irgendeiner Form erstattet, weswegen sich unsere Gesellschaften doch schon weitgehend dem Zustand angenähert haben, dass nahezu die Hälfte der Menschen direkt vom Staat und staatlicher Unterstützung leben. Wenn er also bei Verschiebungen oder Kürzungenangeblich die Lasten trägt, dann kann das nur bedeuten, dass ihm nicht noch mehr leistungsfreies Einkommen zufließt, weil die Gemeinschaft nun auch noch diese oder jene andere Pflicht zu erfüllen hat.

RL:         Aber ist das nicht gerade eine der Konsequenzen der ungerechten Verteilung von Vermögen und Resourcen in unseren Gesellschaften?

Prof. Raskolnjew:           So heißt es in der Tat, aber bei genauerem Hinsehen sehen die Dinge schon wesentlich differenzierter aus. Es gibt da die biblische Geschichte, wonach alle 7 x 7, also entmystifiziert alle 49 Jahre jedem alles wieder genommen wird, was er hat, und jeder von neuem wieder bei Null beginnen muss mit dem sich jeweils einstellenden Resultat, dass nach 49 Jahre wieder das meiste dieselben Leute oder Gruppen besitzen, wie vor 49 Jahre. Ist das richtig, dann kann es wohl kaum an der ungerechten Verteilung liegen. Aber das führt zu politischen Diskussionen der sozialen Gerechtigkeit einerseits und dem Vorwurf des unumschränkten Sozialhedonismus andererseits. Von unserer Aufgabenstellung konnten wir nur davon ausgehen, was wir vorgefunden haben. Und es ist ein schlichter Tatbestand: der kleine Mann hat eigentlich nichts.

RL:         Aber umso wichtiger erscheint es dann, wenigstens dasjenige, was er besitzt, zu schützen und das sind immerhin seine persönlichen Daten, die ihn, wenn sie in fremde Hände gelangen, anderen Interessen schutzlos ausliefern würden.

Prof. Raskolnjew:           Seine Daten, genau das war die Fragen, hat der diese wirklich?

RL:         Nun, ganze Wirtschaftsunternehmen bemühen sich doch nun sehr intensiv, ihrer habhaft zu werden und haben darauf ihr Geschäftsmodell gegründet, also müssen sie doch ihren Wert schon haben.

Prof. Raskolnjew:           Hier genau beginnt die Irreleitung. Einerseits beruht alles auf Daten, die in ihrem Zusammenhang jeweils eine Information bilden. Ein jedes Leben, wie auch alles nicht Belebte und jedes Universum lassen sich nur dadurch erklären, dass die jeweils bei ihnen in Augenschein genommenen Zustände dadurch bewirkt werden, dass die an bestimmten Prozessen beteiligten Glieder sich gemäß einer ihnen vorliegenden Information in einer bestimmten dort vorgesehenen Weise mit anderen Prozessglieder abgestimmt verhalten. Die Information besteht aus einzelnen Daten, denen die Prozessglieder die von ihnen erwartete Verhaltensweisen entnehmen. Will ich somit solche Zustände verstehen, muss ich diese Daten kennen. Sie können damit die gesamte Welt, eine jede Gesellschaft alle Staaten und die ganze Welt erklären. Diese Daten sind Allgemeingut, wäre dem nicht so, dann wäre Wissenschaft unmöglich. Hierzu gehört aber nicht weniger auch im Einzelnen die Schicksale der Daten, wie sie von den einzelnen Prozessgliedern aufgenommen und wie sie umgesetzt werden, mit welcher Konsequenz und vieles mehr. Das alles kann keine Privatsache sein.

RL:         Nun gut, wir geben Ihnen recht, wenn es um Zusammenhänge von allgemeinem Interesse geht, wie in Bezug auf die Gemeinschaft oder bei der Arbeit. Aber geht es beim Datenschutz nicht gerade um die nicht funktionalen Bereiche, in den der einzelne Mensch frei von solchen Zwecken über sich selbst bestimmt?

Prof. Raskolnjew:           Das hört sich gut an, ist es aber nicht. Wenn es darum geht, die Daten über mein Techtelmechtel mit meiner verheirateten Nachbarin zu schützen, stellt sich der mögliche Kreis an ihnen interessierter Unternehmen sicherlich ganz anders dar, als wenn es darum geht, wieviel Liter Bier ich kaufe oder aber vielleicht auch jeden Abend trinke. In unserer Studie verneinen wir diese unterschiedlichen Aspekte nun keineswegs, sondern wir greifen sie gerade auf, um sie zu gewichten. Wenn ich einmal konstatiere, dass die ganze Welt mit allen Staaten, Gemeinschaften und Bewohner nichts als ein riesiger Datenhaufen ist, dann gewinnt die Frage nach einem effektiven Datenschutz eine ganz andere Dimension. Denn für mein Techtelmechtel mit meiner vielleicht sogar ausgesprochen hübschen Nachbarin interessieren sich mit Sicherheit nicht der amerikanische NSA oder andere Geheimdienste, wahrscheinlich aber meine Frau. Rechtfertigt dieses Interesse eines eifersüchtigen Weibes aber gesetzgeberische Maßnahmen, anderenorts tätige Sicherheitskräfte bei ihren Erkenntnissen zum Schutz vor terroristischen Anschlägen zu behindern?

RL:         Hola, hola, Herr Professor, vergleichen Sie da nicht Äpfel mit Birnen?

Prof. Raskolnjew:           Durchaus, durchaus, Herr Baron, aber alles und jedes setzt sich aus Äpfeln und Birnen und noch weit mehr zusammen und ist gleichwohl Teil des identischen Datenhaufens. Genau das gilt es zu beachten. Besonders das europäische Modell setzt daher an einem völlig falschen Datenverständnis an. Dabei wird so getan, als seien die Daten Privatsache, nur weil sie das Private in der vorhandenen Form gerade bewirkt haben. Das ist aber nicht der Fall, vielmehr obwaltet hier die allgemeine Kraft des Lebens, die Leben schafft und die unser aller Gemeinsache ist. Und ein jedes Datum, das für mein Leben und meine Sicherheit Bedeutung erlangt oder erlangen kann, wird umgekehrt damit auch zu meinem eigenen Datum und da kann es kein Gesetz geben, dass mir verbietet, von ihm Kenntnis zu erlangen, nur weil dasselbe Datum auch ein anderes bei einem anderen bewirkt. Ich sollte im Gegenteil gerade wissen, was es bei einem anderen so bewirken kann.

RL:         Sollen dann, was die Daten anbetrifft, alle nackt herumlaufen.

Prof. Raskolnjew:            Es ist nun sicherlich keineswegs stets ein Vergnügen, die Nacktheit eines jeden oder auch einer jeden auch erblicken zu müssen. Aber der generelle Ausschluss jeglicher Nudität in Bezug auf Daten zäumt das Pferd von der falschen Seit auf. Daten und damit Information sind grundsätzlich allgemeine Güter und allgemeine Güter stehen einem jeden zu, statt mit Datenschutz die Welt überall mit Zäunen zu überziehen, müssten wir von einer Datenalmende ausgehen, von einer Informationsfreiheit. Denn die Information bedingt das Leben nicht weniger wie Luft und Wasser und niemand käme auf die Idee, ein individuelles ausschließliches Recht auf Luft zu kreieren. Information enthält stets Daten, die auf eine Vielzahl von Fällen angewandt werden können und Information ist immer etwas Allgemeines und daher auch immer frei. Nur in bestimmten Fällen kann sie gebunden sein, wenn sie beispielsweise meine private ist, weil ich sie in meinem Tagebuch für mich allein niedergelegt habe. Dann steht deren öffentliche Zugänglichmachung aber nicht der Datenschutz entgegen (als bloße Information ist sie gerade frei), sondern mein persönlicher Wille und der Schutz meiner Person und meine Würde verlangen dessen Beachtung. Dazu bedarf es keines Datenschutzes, wie andererseits es durchaus Gestaltungen gibt, wo mein Wille gleichwohl unbeachtlich wäre, etwa wenn mein Tagebuch Gegenstand der Ermittlungen in einem Strafverfahren würde. Die Vorstellung von einem Datenschutz vernebelt hier doch nur die Maßstäbe.

RL:         Also sind Sie doch für den Schutz der Daten, nennen das Kind nur anders.

Prof. Raskolnjew:           Keineswegs, nur wehre ich mich gegen die politische Rosstäuscherei. Ich gehe dabei von einer Datenfreiheit aus und akzeptiere wie in bei jeder Freiheit eine Einschränkung nur dann, wenn die Inanspruchnahme meiner Freiheit in die Rechte anderer eingreift. Das ist die übliche Begrenzung der eigenen Freiheit. Das ist nicht einfach, aber halt der Preis der Freiheit.

RL:         Sie nehmen damit aber im Grundsatz einem jedem Datum ihre Privatheit.
Prof. Raskolnjew:            Schon meinen Kindern habe ich zu ihren privaten Geheimnissen erklärt, dass ein Geheimnis doch nur dann ein Geheimnis sein könne, wenn es auch anderen bekannt sei. Ein Geheimnis, dass nur in meinem Herzen tief verborgen ruht, ist kein Datum und auch kein wirkliches Geheimnis, es ist ein schlichtes subjektives Gefühl. Erst wenn es sich datenmäßig objektiviert und Gegenstand einer Information wird, entsteht es als Geheimnis und der geheime Charakter besteht darin, dass ich mir vorbehalte, mit wem ich es teilen will – ohne Teilung aber kein Geheimnis. Damit aber wird auch jedes Geheimnis Gegenstand allgemeine Kommunikation und allein andere Gesichtspunkte können ergeben, es gleichwohl so zu behandeln, als sei es geheim. Das ist aber eine Fiktion, gleichermaßen fingieren wir auf diese Weise das ganze Leben.

RL:         Nichts anderes will doch auch der Datenschutz.

Prof. Raskolnjew:           Vielleicht im Anspruch, aber mit der Konsequenz eine für jedes Leben, sei es das biologische oder das soziale, elementare Freiheit in ihr Gegenteil zu kehren. Und in der Praxis erweist sich rasch das Gegenteil. Mein vor den Augen vor allem meiner Frau geheim zu haltendes Techtelmechtel interessiert naturgemäß wenige andere, gleichwohl würde sich der Datenschutz hierauf erstrecken. Anders wäre es, wenn ich mit meiner Treue Geschäft machen wollte, vielleicht als Politiker einer Partei, die sich für die Wiedereinführung christlicher Lebensgrundsätze stark machen würde. Genau genommen endet die Vorstellung von einem Datumschutz jeweils dort, wo bestimmte vorherrschende Interessen, wie etwa die der Presse, sich entgegenstellen. Oder nehmen wir doch den Bereich des gesamten wirtschaftlichen Lebens, hier heißt es nicht Datenschutz sondern Transparenz, denn es geht dabei um Sozialhedonismus, darum, wieviel ein jeder für sich von dem, was andere schaffen, ergattern kann, um Umverteilung. Wenn sie mich nach diesem Gespräch zum Essen einladen, dann müssen Sie nicht nur meinen Namen, sondern auch, was ich gegessen habe, auf der Rechnung vermerken lassen, damit Sie die Einladung nicht aus ihrer Privattasche zahlen müssen, sonst muss Ihr Chef die Ausgabe als Einnahme auch noch versteuern. Es gibt viele Menschen, die wesentliche Bereiche ihres Lebens mit wirtschaftlichen Aktivitäten verbinden, da gibt es nicht nur keinen Datenschutz, sondern im Gegenteil eine nahezu unbegrenzte Offenbarungspflicht. Was bleibt dann wirklich übrig für den Datenschutz? Ob ich es nun wirklich mit meiner Nachbarin treibe oder nicht oder vielleicht gar mit einem Nachbarn!

RL:         Auch der kleine Mann bricht hin wieder seine Ehe.

Prof. Raskolnjew:            Ganz genau, Sie nehmen es beim Wort. Und hierin liegt gerade der Betrug des Datenschutzes. Einmal gaukelt man dem kleinen Mann, ich meine den der unteren Hälfte, vor, dass er zwar kein Vermögen besitze und zudem weitgehend von leistungsfreiem öffentlichen Einkommen lebe, jedoch über einen wertvollen Schatz an ihn betreffender Daten verfüge, die immerhin Firmen wie Google oder Facebook ihre Geschäftsmodelle hierauf gründen ließe. Tatsächlich gründen diese Geschäftsmodelle darauf, den Informationshaufen, den die Welt darstellt, zu verstehen und ein jeder hat teil an diesem Haufen. Statt dafür dankbar zu sein, dass solche Geschäftsmodelle darauf beruhen, dass sich aus der schlichten Existenz der Masse genügend Gewinn erwirtschaften lässt, um seine Leistungen (von beachtlichem Wert, wie sich leicht erweist, wenn man ähnliche Leistungen aus dem Bereich der vergütungspflichtigen Onlinedienste in Anspruch nimmt) kostenlos anzubieten. Tatsächlich aber besitzen die Daten des Einzelnen keinen anderen Wert als den des Ausschnitts, den seine Existenz am Ganzen bildet. Es verhält sich dabei nicht anders, wenn man dem kleinen Mann erlaubt, seine Claims auf der Allmende abzustecken, also etwas, das nicht ihm sondern der Allgemeinheit gehört. Mit gleicher Berechtigung könnte man ihm auch Anteile am Mond zuteilen, na ja Mond ist vielleicht schon wieder zu nah, nehmen wir lieber den Jupiter, ist der nicht ohnehin nur heiße Luft? Das ist der gleiche Schwindel, wie wenn man jemanden wegen seiner Lebensleistung ehrt. Ein jeder der lebt, lebt halt und das ist keine Leistung. Das Leben selbst ist die andauernde Überwindung des Mangels und des Irrtums, wenn jemand dabei nur lebt, dann tut er nichts anderes, als er tun muss, um zu leben. Solche Ehrungen gaukeln jemandem nicht anders als der Datenschutz vor, eine Leistung erbracht zu haben, wofür er in Wirklichkeit dankbar sein soll, sie ohnehin zu besitzen, nämlich zu leben.

RL:         Wollen Sie denn auf jeden Datenschutz verzichten?

Prof. Raskolnjew:           Keineswegs, im Gegensteil. Nur schlage ich vor, uns auf dasjenige zu beschränken, was auch notwendig ist und das zu schützen, was überhaupt den Bedarf hat, geschützt zu werden. Ein jedes Leben benötigt seinen Raum, der für den Zeitraum seiner Erzeugung möglichst gleichbleibende oder zumindest vorhersehbare das erzeugte Leben beeinflussende Bedingungen enthält. Diese haben wir zu studieren und mit entsprechenden Maßnahmen zu bedingen und auch zu sichern. Wo seit Menschengedenken kein Wasser floss und auch nicht vom Himmel oder sonst wo herkam, bedarf es keines Hochwassersschutzes, wahrscheinlich ebenso wenig auf dem Gipfel eines Berges. Nicht anders verhält es sich beim Datenschutz. Die Daten, wie oft ich meine Schwiegermutter anrufe, gäben kaum ein lohnendes Angriffsziel für Hacker ab. Der NSA hat sicherlich auch wenig Interesse, mein Techtelmechtel mit meiner Nachbarin auszuspionieren und zu wissen, wie oft wir uns treffen. Maßnahmen des Datenschutzes, dieses zu verhindern, wären zudem unangemessen, da es bei geheimdienstlichen Aktivitäten um staatliche Aktionen, auch auf internationaler Ebene, unserer aller Sicherheit wegen geht. Wenn dabei gar die Telefone von politischen Entscheidungsträgern abgehört werden, würde das sicherlich zu einer Frage des Datenschutzes, aber kaum eines allgemeinen Gesetzes oder eines Datenschutzbeauftragten. Professionell würde man Maßnahmen der Gegenspionage oder sonstige der Abwehr erwarten. Auch wenn der Fiskus in nahezu jedes Konto blicken darf, sollte man es nicht anderen Mächten ermöglichen, aber auch würde man dort kaum vom allgemeinen Datenschutz sprechen, zu nahe liegt das eigene fiskale Interesse. Außerdem sieht die Mehrheit dies wieder ganz anders, wenn es zur eigenen Bereicherung führt. Nichts anderes gilt für Industriespionage, hier lassen sich viele weitere Beispiele finden, die eigentlich angestammtes Gebiet für einen Datenschutz wären, wozu aber weder die Datenschutzgesetze noch die vielen Datenschutzbeauftragten überhaupt einen Beitrag leisten können. Nein Datenschutz, das ist eine politische Pille, die man dem kleinen Mann gibt, um ihn seiner tatsächlich nicht vorhandenen Bedeutung zu versichern. Man schafft eine Scheinwährung, wie Spielgeld im Monopoly, mit der sich jeder Habenichts dann reich rechnen kann, politisches Placebo.



RL:         Wir danken Ihnen Herr Professor für das Gespräch und grüßen Sie Ihre Nachbarin.